Flüchtlingsfrauen lernen Deutsch

Sie waren Lehrerinnen, Studentinnen und Hausfrauen, als sie noch eine Heimat hatten. Vor gar nicht so langer Zeit waren sie in Teheran, Istanbul und anderen Städten zu Hause. Jetzt sind sie erst einmal heimatlos und warten auf ihre Anerkennung als Flüchtlinge. Doch sie geben sich Mühe, in Deutschland, genauer gesagt in Neunkirchen-Seelscheid, heimisch zu werden. Eine Grundvoraussetzung dafür, das haben die Frauen schnell erfahren, ist das Erlernen der deutschen Sprache.

Am Anfang steht Sich-Kennenlernen. Jede Frau stellt sich mit Namen vor – auf Deutsch! Hemmschwellen abzubauen ist das größte Problem, sagt Ingrid Opitz, die sich bereit erklärt hat den Unterricht zu gestalten und den jungen Frauen mit Kompetenz und Herzlichkeit zweimal in der Woche die deutsche Sprache näher zu bringen. Frau Opitz, die viele Jahre als Leiterin der Stöberstube Neunkirchen aktiv war, wollte sich eigentlich nichts „Neuem“ widmen, bis sie von der Not der Frauen „ohne“ Sprachkurs gehört hatte.

Beherzt nahm sie Kontakt mit der IG Integration + auf und in kürzester Zeit fanden die regelmäßigen Treffen in der Alten Schule statt. Mit Hilfe des Förderprogrammes NRW „KOMM-AN“ können notwendige Lernmaterialen gekauft werden, die den Frauen helfen, die Sprache besser zu verstehen. Danke an Ingrid Opitz, die diesen Beitrag zur Integration leistet und viel Erfolg den Frauen bei ihrem „Heimisch-Werden in Deutschland und in der deutschen Sprache!


Wer Interesse hat sich dem Sprachkurs anzuschließen kann dies gerne tun. Der Unterricht findet jeden Montag und Freitag von 9:30 bis 11:00 Uhr in der Alten Schule in Neunkirchen statt.


Theresia Jonas
IG Integration + Neunkirchen

„Mein Berufswunsch: Krankenpflege“

Daouda Kaba (Foto) hat 2014 aus humanitären Gründen sein Heimatland Guinea/Westafrika verlassen,  nach seiner Ankunft in Deutschland in Dortmund einen Asylantrag gestellt und dann eine Unterkunft im Asylantenheim auf der Ohlenhohnstrasse in Neunkirchen erhalten. Sehr bald nach seiner Ankunft in unserer Gemeinde lernte er Dr. Joseph Lütke Entrup (Foto) kennen, der sich bereit erklärte, sein „Pate“ zu sein, ihn also beim Erlernen der deutschen Sprache und bei allen seinen Bemühungen um Integration, Ausbildung und Arbeitssuche zu unterstützen/zu begleiten. Seit seiner Ankunft in Neunkirchen hat Daouda den Status einer Aufenthaltsgestattung bzw. –duldung.

Daoudas größter Wunsch war, möglichst bald von der ihm als Flüchtling gewährten Unterstützung unabhängig zu werden und „auf eigenen Füßen zu stehen“. Seine Bemühungen/Erfolge in dieser Hinsicht lassen sich zusammenfassend aufzählen:

  • 2014/15 : Deutschunterricht bei J. L. Entrup (2x pro Woche)
  • 2015       : Mitarbeit im  DRK-Ortsverein N-S (kurzzeitig)
  • 2015       : Ein Euro- Job bei einer hiesigen Baufirma (kurzzeitig)
  • 2015/18 : Sprachkurse in der VHS Siegburg; Abschluss: B 2 plus
  • 2015       : Teilnahme am Integrationskurs in der Euroschule Bonn
  • 2016       : Med. Praktikum im Uniklinikum Bonn (3 Monate)
  • 2016/17 : Freiwilliges Soziales Jahr im Uniklinikum Bonn
  • 2017        : Hauptschulabschluss; Prüfung mit Erfolg am 4. 7. 2017
  • 2017/18 : Ausbildung zum Krankenpflegeassistenten im                          Uniklinikum Bonn; Prüfung bestanden am 15. 8. 2018
  • 2018 – : seit September 2018 zunächst befristeter, dann                           unbefristeter Arbeitsvertrag mit der Uniklinik Bonn

Daouda erzählt gerne, dass nach dem Freiwilligen Sozialen Jahr für ihn feststand, dass er Krankenpfleger werden wollte;   er fühle sich  auf „seiner“  Station in der Uniklinik sehr wohl und anerkannt;  es gebe dort viele ursprünglich nichtdeutsche Kolleginnen/Kollegen  und er also  in einem internationalen Team  arbeite. Hin und wieder käme es auch vor, dass Patienten aus frankophonen Ländern, also solche mit oft  geringen Deutschkenntnissen,  sich besonders freuen, wenn er sich mit ihnen  in seinem flüssigen Französisch  unterhalten kann.

Daouda sagt auch, dass er 2014 großes Glück gehabt hätte, in Neunkirchen „gelandet“ zu sein, wo er auf viele hilfreiche Menschen gestoßen sei, wofür er sich sehr bedanken möchte. Befragt nach seinen Zukunftsplänen sagt er, dass er zunächst den deutschen Führerschein erwerben will, um auch im ambulanten Pflegedienst arbeiten zu können. Weiterhin will er seine weitere berufliche Ausbildung vorantreiben, um dann auch noch verantwortungsvollere Aufgaben übernehmen zu können.  

Die IG Integration+ gratuliert Daouda  zu seinen beachtlichen Leistungen  hinsichtlich seiner Integration in die deutsche Wirklichkeit  und seines beruflichen Werdegangs und wünscht ihm für seine weiteren Pläne viel Glück und Erfolg

Theresia Jonas

“Ich sehe wieder eine Zukunft”

Milon, der 2015 als Flüchtling aus Bangladesch nach Neunkirchen-Seelscheid kam, nutzte seine Möglichkeiten und ist heute im dritten Lehrjahr als Schreiner tätig

“Ich bin sehr dankbar, dass mir so viele Menschen helfen und geholfen haben”, sagt Milon in einem sehr guten Deutsch, als er am letzten Sonntag bei Theresia Jonas von der IG Integration ein Fahrrad abholen durfte. Milon, der 2015 als einer von 18 Geflüchteten im Sportlerheim ein neues „zu Hause“ fand, zögerte nicht eine Sekunde, um Deutschland zu zeigen, dass er hier eine neue Heimat finden möchte. Mit Hilfe der Ehrenamtlichen fand er schnell einen kleinen Job als „Helfer“ in der Gemeinde. Hier säuberte er die Schulhöfe, kehrte die Bürgersteige und lernte nebenbei fleißig die deutsche Sprache. Dem großen Engagement seines Paten Karl-Heinz ist es zu verdanken, dass Milon sein Ziel, eine Ausbildung beginnen zu können, nie aus den Augen verlor. So war er von Januar 2016 bis Juli 2016 als Hilfskoch im Antoniuskolleg beschäftigt. Im Anschluss daran absolvierte er ein FSJ in der Grundschule von Neunkirchen, um unmittelbar daran seine dreijährige Ausbildung zum Schreiner in einer ortsansässigen Schreinerei in Eischeid zu beginnen. Milon wurden, wie auch den vielen anderen „nicht anerkannten Geflüchteten“, jede Menge Steine in den Weg gelegt, die er alleine niemals hätte überwinden können. Wir, die  IG Integration + Neunkirchen, Flüchtlingshelfer, Paten, gute Netzwerke und nicht zuletzt die vielen kleinen Helfer und Helferinnen im Hintergrund, haben mitgeholfen, dass Milon heute eine Ausbildungsduldung hat, die es ihm erlauben wird, nach bestandender Abschlussprüfung zwei weitere Jahre als Geselle in seinem erlernten Beruf in Deutschland arbeiten zu dürfen.

Milon arbeitet sehr gerne in der Schreinerei, die Arbeit mit Holz macht ihm Freude. Er wird rundum unterstützt und hat sogar direkt gegenüber der Ausbildungsstelle eine kleine Wohnung gefunden, berichtet er mir mit einem Lächeln auf dem Gesicht. Ganz besonders stolz ist er auf sein B2 Sprachdiplom, welches er neben seinen vielen Aktivitäten geschafft hat.

Theresia Jonas

IG Integration + Neunkirchen